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Overgrooming bei Katzen – Was ist das?

Wenn die Katze einen echten Putzfimmel hat

Katzen sind sehr reinliche Tiere. Jeder Katzenfreund weiß, wie ernst die Vierbeiner ihre Fellpflege nehmen. Bis zu drei Stunden sind Katzen pro Tag damit beschäftigt, ihr Fell zu reinigen. Allerdings geht es dabei nicht nur um Sauberkeit. Die Katze verbindet zahlreiche positive Effekte mit ihrem Leckverhalten. Aber ab wann wird der kleine Putzfimmel der Katze zu einem problematischen Wahn? Nicht selten liegen bei einer übermässig und extensiv betriebenen Katzenwäsche tieferliegende Probleme oder auch Krankheiten dahinter. Die Folgen können dabei genauso problematisch sein.

Die gesunde (nicht übermäßig) betriebene Katzenwäsche dient u.a. dazu, einen natürlichen Schutz vor Witterungseinflüssen herzustellen. Durch die Verteilung des Fettes der Talgdrüsen entwickelt das Haarkleid eine wasserabstoßende und isolierende Wirkung. Besonders Freigänger schützen sich so optimal vor Nässe und Kälte. Aber auch im Sommer fällt die Ganzkörperreinigung mit viel Hingabe aus. Das liegt daran, dass der Speichel auf dem Fell verdunstet und für einen kühlen Effekt sorgt. Die Katze verschafft sich auf diese Art eine natürliche Abkühlung an heißen Tagen. Nicht zu vergessen ist auch der soziale Aspekt, der hinter dem (oft auch gegenseitigen) Putzen steht. Katzen beschwichtigen sich damit und verteilen als Zeichen ihrer Verbundenheit auch ihren Geruch dadurch.

Overgrooming bei Katzen
Katzen putzen sich gerne und viel. Doch wann wird ein inbrünstiger Putzfimmel zu einem Problem? Wann sollten Sie reagieren? (Symbolfoto: Von turlakova/Shutterstock.com)

Will die Katzenwäsche gar nicht mehr enden, so bringt sie dem Tier mehr Schaden als Nutzen. Dafür wird häufig der englische Begriff „Overgrooming“ (Überpflege) entwickelt. Nachstehend wird erklärt, welche Ursachen und Folgen dieses Verhalten haben kann und wie Katzenbesitzer dem Putzzwang ihres Lieblings eventuell Abhilfe verschaffen können.

Ein gesteigerter Putztrieb bei Katzen liegt dann vor, wenn die tägliche Reinigung deutlich mehr als drei Stunden beträgt und letztlich häufig sogar zu kahlen Stellen im Fell führt. Eine solche Zwangsstörung kann verschiedenste Ursachen haben. Manche Katzen verstümmeln sich dabei regelrecht, indem sie sich die Fellhaare mit den Zähnen auszupfen. Da die Katze mit ihrem Putzverhalten grundsätzlich positive Gefühle verbindet, überlagern die dabei ausgeschütteten Glückshormone auch die Schmerzen, die dabei entstehen. Im schlimmsten Fall führt das exzessive Putzen (auch unter Einsatz der Zähne) zu tiefen Wunden und das Infektionsrisiko steigt erheblich.

Overgrooming kann auf verschiedenste Ursachen zurückzuführen sein. Unterschiedlichste Krankheitsbilder wie Parasitenbefall, Pilzinfektionen, Harnwegserkrankungen, Niereninsuffizienz, Seborrhoe, Diabetes oder Schilddrüsenüberfunktion können zu dem gesteigerten Reinigungstrieb führen. Auch Futtermittelallergien und äußere Umstände in der Umgebung sind manchmal Auslöser für das unangenehme Verhaltensmuster. Wenn psychische Gründe vorliegen, sprechen die Tierärzte von einer psychogenen selbstinduzierten (Leck-)Alopezie.

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Im Überblick: Die häufigsten Ursachen für Overgrooming:

1.) Flöhe

Jede fünfte Katze leidet unter Parasiten. Flohbefall kennzeichnet sich durch heftigen Juckreiz und Rötungen der Haut. Meist treten rote Stiche auf und vertrocknete Blutkrümmel verbleiben im Fell. Katzen kratzen und lecken sich dadurch vermehrt, wodurch häufig bakterielle Entzündungen entstehen. Manchmal leiden Katzen auch unter einer Flohspeichel-Allergie, die sich meist durch Haarausfall, Gewichtsverlust und Blutarmut zeigt. Betroffen sind vor allem junge Katzen.

Zuletzt aktualisiert am 2024-10-09 um 0:01 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

2.) Milben

Weltweit gibt es ca. 30.000 Milbenarten. Parasitäre Milben leben von den Hautbestandteilen und Körperflüssigkeiten des Lebewesens, das sie befallen haben. Mit freiem Auge sind sie nicht erkennbar. Katzen, die sich viel im Freien aufhalten, sind häufig Opfer dieser Parasiten. Der Befall zeichnet sich wieder durch quälenden Juckreiz aus. Auch Ohrmilben treten häufig bei Katzen auf. Symptome sind typisches Kratzen am Ohr, Kopfschütteln und Gleichgewichtsprobleme. Ohrmilbenbefall kann ohne Behandlung zur Taubheit der Katze führen.

Zuletzt aktualisiert am 2024-10-10 um 4:36 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

3.) Zecken

Zecken sind ebenfalls Milben, die von Anfang April bis Ende Oktober auf ihre Opfer lauern. Sie sind optisch erkennbar und ertastbar und sollten mit einer Zeckenzange rasch entfernt werden. Zecken sind deshalb so gefährlich, da sie durch ihr typisches Blutsaugen gefährliche Viren und Bakterien übertragen können.

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4.) Pilzinfektionen

Katzen neigen auch zu einem gesteigerten Putzverhalten, wenn sie an einem Hautpilz erkrankt sind. Meist machen sich kahle Stellen im Kopfbereich der Katze sichtbar, die eine gerötete und entzündete Haut freilegen. Das Katzenfell wirkt dann meist auch stumpf, sehr trocken oder aber auch fettig.

5.) Allergien

Einige Katzen reagieren auf ihr Futter sehr sensibel und mit teils unangenehmen allergischen Reaktionen. Diese können vielfältig sein. Manche Symptome zeigen sich durch Asthma, andere in Magen-Darm-Problemen (z.B. durch Erbrechen), andere auch über Hautirritationen. Diese meist juckenden Ausschläge sorgen wieder dafür, dass sich die Katze häufig kratzt und leckt. Die Schwierigkeit für den Katzenbesitzer liegt darin, herauszufiltern, auf welche Nahrungsmittel ihr Tier konkret allergisch reagiert. Oft zeigt sich die Erkrankung nämlich erst Tage nach der Futteraufnahme.

6.) Schuppenbildung

Eine erhöhte Schuppenbildung ist eine weitere Ursache für exzessives Putzen bei Katzen. Grund dafür sind oft auch äußere Umstände wie zu trockene, warme Luft in den Wohnräumen. Besonders im Winter ist die Luftfeuchtigkeit aufgrund des Heizens sehr gering. Bei manchen Katzen bilden sich dann juckende Schuppenflechte. Auch während des Fellwechsels sind vermehrte Hautschuppen möglich.

7.) Psychische Probleme

Liegen keine physischen Erkrankungen oder Unverträglichkeiten vor, so sind psychische Aspekte, die zu Overgrooming führen, nicht zu unterschätzen. Tierärzte sprechen in solchen Fällen von einer psychogenen selbstinduzierten (Leck-)Alopezie.

Die Gründe, weshalb sich Katzen schlimmstenfalls regelrecht selbstverstümmeln, sind vielfältig. Der Ausgangspunkt ist dabei meist eine Stresssituation. Das zwanghafte Putzen beruhigt und verschafft Ablenkung und letztlich Entspannung. Das liegt daran, dass mit dem Verhalten zahlreiche Glückshormone ausgeschüttet werden. Typische Faktoren, die Katzen ängstigen, sind z.B. Veränderungen jeglicher Art. Dazu kann der Verlust eines Menschen oder Artgenossen, aber auch ein neuer Mitbewohner (z.B. plötzliche Konfrontation mit einem anderem Tier) zählen. Auch eine veränderte Wohnsituation (Umzug und sogar neue Möbel und fehlende oder andere Rückzugsorte) sowie eine Reise im Auto können für Stress sorgen.

Neben dem Stressfaktor ist das Putzen manchmal auch eine Art Belohnung für Misserfolge. Manche Katzen, die z.B. ein Beutetier nicht fangen können und resiginieren, beginnen sich plötzlich zu putzen.

Auch in der Beziehung zu anderen Katzen spielt das gegenseitige Putzen eine große Rolle. Mit dem sozialen Verhalten beugen die Tiere Konflikten vor, da sie dadurch Zusammengehörigkeit und Harmonie zeigen.

Dem Problem auf den Grund gehen

Putzfimmel bei Katzen
Leidenschaft oder Wahn? Oft stecken tiefergehende Probleme oder Krankheiten hinter dem übermässigen Putzdrang der Katze. (Symbolfoto: Von Serhii Khanas/Shutterstock.com)

Katzenbesitzer werden sich nun fragen, wie sie ihrem Tier helfen können, wenn es dem Overgrooming verfallen ist. Es empfiehlt sich, eine Tagebuch zu führen und regelmäßig aufzuzeichnen, wann der Putzwahn ihres Lieblings beginnt. Wenn die konkreten Situationen bekannt sind, ist es leichter, die Ursache für das Verhalten zu finden und dem Tier Abhilfe zu verschaffen.

Hauterkrankungen und Parasitenbefall

Liegen Hauterkrankungen oder Parasitenbefall vor, wird eine oberflächige Behandlung der Hautpartien wichtig sein. Es gibt wirksame Präparate, die Parasiten vorbeugen und sie bei Befall auch gezielt bekämpfen. Liegen äußere Umstände wie z.B. zu trockene Heizungsluft vor, so kann mit einem Luftbefeuchter für Erleichterung gesorgt werden. Hat die Katze sehr trockene Haut, kann auch Lachs- oder Kokosöl im Futter sehr hilfreich sein.

Ursachen für Stress finden

Bei psychischen Problemen sollte der genaue Stressherd eruiert werden. Manchmal kann der Katzenalltag auch mit einfachen Maßnahmen verändert werden. Ein Katzencoach oder Tierarzt kann eventuell helfen, die schädigenden Verhaltensmuster abzutrainieren. Dazu ist auch der Einsatz von Nahrungsergänzung, homöopathischen Mitteln und alternativen Heilmethoden mit Bachblüten denkbar. Auch natürliche Duftstoffe können der Katze positive Erlebnisse verschaffen. In letzter Konsequenz können Katzen auch unter tierärztlicher Beobachtung mit Psychopharmaka oder Sedativa behandelt werden.

Fazit:

Ausgiebige Körperpflege ist bei Katzen völlig normal. Ein fataler Kreislauf beginnt jedoch dann, wenn das Putzen über deutlich mehr als 4 Stunden täglich anhält und durch zu aggressives Lecken und Beißen sogar kahle Fellstellen und Wunden hinterlässt. Es ist enorm wichtig, in solchen Fällen der Ursache für das schädliche Verhalten auf den Grund zu gehen. Nur wenn die Ursache erfolgreich bekämpft wird (oft mit tierärztlicher Hilfe), kann auch der Putzzwang der Vergangenheit angehören.